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extra-tipp MG, Nov- 2005

Europameister der „Classic Sidecar Racing“- Klasse

Und alles nur für einen Kuss

Von Peter Böttner

Fritz-Jürgen Hahn muss seinem Sohn seit rund zehn Jahren - mehr oder weniger blind - vertrauen. Denn als Beifahrer im Rennseitenwagen-Gespann Hahn und Hahn hat er die wenig beneidenswerte Aufgabe, das Vehikel durch Gewichtsverlagerungen auf der Straße zu halten. Körpereinsatz im Grenzbereich. In der Seitenwagenszene heißen diese Zeitgenossen „Monkeys“, Affen. Eine wenig schmeichelhafte Bezeichnung für jemanden, der diesen Rennen das gewisse Etwas, das Spektakuläre gibt. „Aber diese Bezeichnung trifft es, glaube ich, ganz gut. Erstens muss der Beifahrer über turnerische Qualitäten verfügen und zweitens muss man schon ein kleines bisschen verrückt sein, um so etwas zu machen“, sagt Mika Hahn, Pilot im Kleinenbroicher Gespann Hahn und Hahn, und somit der Mann mit dem weitaus angenehmeren Job.

„Monkey“ Fritz-Jürgen Hahn ist 63, ein Alter, in dem manch anderer häufiger beim Orthopäden als beim Sport zu finden ist. Doch Hahn ist nicht nur „ein wenig verrückt“, er beherrscht das, was er da tut, auch noch ziemlich gut. So gut, dass Vater und Sohn Hahn in diesem Jahr Europameister der „Classic Sidecar Racing“-Klasse geworden sind. Klassisch ist dabei eigentlich nur der Bau des Chassis. Eine Rohrrahmen-Konstruktion - im Gegensatz zu den Monocoque-Bauten der aus dem Fernsehen bekannten Gespannen. Unbequem und schnell sind beide Bauweisen, nicht umsonst heißen sie „Kneeler“. Soll heißen: Sitzen kann man auf diesen Maschinen nicht. Der Fahrer kniet praktisch direkt über dem Motor, die Körperhaltung des Partners ist bekannt: meist außerhalb des Fahrzeugs.

Kaum dem Kinderwagen entstiegen, saß Mika Hahn das erste Mal auf einem Seitenwagen. Die ersten Drifts - damals noch von eigener Muskelkraft angetrieben - führten an einem Güllehaufen vorbei. Nicht immer erfolgreich, aber immer mit rasanter Schräglage. „Ich habe das Fahren einfach im Blut. Mein Vater hat mich mit seiner Rennbegeisterung angesteckt, spätestens mit meinem ersten richtigen Motorrad war klar, dass ich Rennen fahren will“, erinnert sich Mika Hahn. Die Suche nach einem geeigneten Beifahrer gestaltete sich für den 28-Jährigen einfach. Vater Fritz-Jürgen ist als Diplom-Ingenieur für Fahrzeugtechnik nicht nur der Kopf, sondern auch der Stuntman im Team.

„Der Beifahrer hat die Aufgabe, den Überschlag zu verhindern. Ich muss mich da voll auf ihn verlassen können, denn im Rennen kann ich eigentlich nicht mehr korrigieren“, erklärt Hahn junior. Die „Tiefenpsychologie“ des Seitenwagen-Rennens ist dann erreicht, wenn der Akrobat nicht nur den Überschlag verhindert, sondern auch den Drift steuert. „Aber das können nur die richtig guten“, meint Hahn. Zumindest haben sich die Hahns gegen 30 andere Gespannen auf dem Kontinent durchgesetzt, in der Endabrechnung der Einzelrennen in Finnland, Schweden, Norwegen, England, Estland, den Niederlanden und Deutschland die Nase vorne gehabt.

Ein kostspieliges Vergnügen, denn der BMW 600 ccm-Motor nebst Reifen und Chassis will gewartet, gepflegt und transportiert werden. „Der Kuss eines hübschen Mädchens auf dem Siegerpodest, dafür lohnt sich der ganze Aufwand“, greift Mika Hahn stilsicher in die Rennsport-Klischeekiste. Doch viel mehr gibt es auch nicht zu holen. Im Fernsehen finden nur die Monocoque-Gespanne Beachtung. Ein Ziel für Mika Hahn? „Ich will schon einmal dort fahren. Dann aber ohne meinen Vater. Momentan sind wir aber noch ein Team.“

http://www.ngz-online.de/ngz/news/lokalsport/2005-1005/sidecar.html



OTZ: Schleizer Dreieck

Mika Hahn ist begeistert nach erstem Aufenthalt auf Dreieck



Finnischer Gespannfahrer hofft für Schleiz : Alles bezahlbar lassen Schleiz (OTZ/M.K.). Beeindruckt von der Atmosphäre in Schleiz waren am Sonntag Mika Hahn (28) und Vater Fritz (63) aus dem nordrheinwestfälischen Korschenbroich bei Düsseldorf. Auch das nasskalte Wetter konnte den Startern in der Seitenwagen-Klasse Gespanne/Kneeler nichts anhaben. Ganz im Gegenteil: "Es war wunderbar. Wir kommen wieder. Ehrenwort", sagte Fritz Hahn nach dem Rennen, das durch Probleme mit dem Vergaser an der BMW nicht so optimal verlief. Für den Beifahrer war es nach einer komplizierten Operation am Handgelenk seit dem Pfingstwochenende das erste Rennen. "Darauf hat sich Vati unwahrscheinlich gefreut. Umso größer seine Freude, hier starten zu können", sagte Fahrer Mika.

Nach dem Zieleinlauf hatte Fritz Hahn noch einen anderen Gedanken: "Ich rufe jetzt gleich meine Mutter in Stuttgart an. Sie wird sich wundern, dass ich aus Schleiz anrufe", so der in Nordhausen gebürtige, den es mit seiner Familie in den 50er Jahren in die damalige Bundesrepublik verschlagen hatte.

Neben der Herzlichkeit beider Motorsportler, die zum ersten Mal in Schleiz waren, überraschte Mika Hahn mit einem zweiten Talent: Der Student für Medienwissenschaften und Geschichte mit einer finnischen Mutter schreibt in seiner Freizeit Bücher über seinen Sport. Neben den "Kölschen Zweiradgeschichten" stammt ein historisches Buch über die Zweiradfahrerin Ilse Thouret (1897 - 1969), die als Deutschlands beste Motorrad-Rennfahrerin ihrer Zeit gehandelt wird und auch in anderen Sportarten (Kanu, Hockey) aktiv war, ebenfalls aus seiner Feder.

Am Zweiradsport selbst fasziniert Mika Hahn, dass es hier im Gegensatz zur Formel I noch spannende Überholmanöver gibt. Angesichts zweier Unfälle in jüngster Zeit mit tödlichem Ausgang auf den Rennstrecken Deutschlands mit Gespannen ist sich der Junior der Gefahren bewusst: "Jedem ist klar, dass dies kein Kindergeburtstag ist. Sonst müsste man Golf spielen." Sein inniger Wunsch an die Schleizer ist es, dass die Strecke eine lange Zukunft habe.

"Der Kurs hat auf alle Fälle eine Perspektive. Nur sollte alles auf Dauer bezahlbar bleiben, sowohl für die Zuschauer als auch für den Veranstalter. Was nützt eine Betonwüste wie auf anderen deutschen Strecken mit zahlreichen Boxen, die kaum einer nutzt", sagt Mika Hahn, den es mit seinem Vater vor allem regelmäßig auf solche Naturrennstrecken wie die hiesige in Holland und auf permanente Strecken in Skandinavien zieht.





Express, 17. Juni 2004

OB Erwin: Hoch auf dem schwarzen Motorrad...

Was lieben echte Kerle fast noch mehr als Fußball? Richtig: Autos und Motorräder. Und wenn die auch noch topgepflegt sind, dann kriegt man die Herren der Schöpfung gar nicht mehr weg von den Schätzchen. Unser Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin ist da keine Ausnahme. Der verliebte sich nämlich gestern unsterblich in ein historisches Zweirad Marke Andrees mit Beiwagen, vor 77 Jahren in Düsseldorf gebaut.
Vor dem Rathaus machte dieses Fahrzeug Werbung für das Oldtimer Festival am Nürburgring. Veranstaltet wird es vom Düsseldorfer Automobil und Motorsportclub 05.
Am Nürburgring stets an vorderster Frond mit dabei: Harald Müller (sein Großvater Phillip gehörte zu den Gründungsmitgliedern des DAMC), Fritz Hahn und Sohn Mika Hahn.
Der TÜV-Inegnieur Fritz Hahn ist der Besitzer des Andrees Oldies, an das unser OB gestern sein Herz verlor. Aber warum fuhr Sohn Mika das gute Gespann zum Rathaus? Weil Fritz `nen Gipsarm hat. Am Pfingsmontag rutschte der leidenschaftliche Rennfahrer in Holland mit der Maschine auf einer Ölspur aus. Leider fegte es ihn dabei höchst unsanft aus dem Beiwagen. Kein Wunder, dass Erwin das gute Stück besser nicht anschmiss...

Aus: Express, 17. Juni 2004